Rund sechs Millionen Euro hat der Landkreis in die energetische Sanierung der Gewerblichen Berufsbildenden Schulen (GBS) an der Denekamper Straße in Nordhorn investiert. Nach vier Jahren Bauzeit ist der Schlüssel übergeben worden.
Nordhorn. Als „Operation am offenen Herzen“ bezeichnet der Erste Kreisrat Uwe Fietzek die vierjährige energetische Sanierung des Gebäudes der Gewerblichen Berufsbildenden Schulen (GBS) an der Denekamper Straße. Während dieser Zeit mussten Schüler wie Lehrer Lärm, Schmutz und Unterrichtsverlagerungen in Kauf nehmen. Nun haben der Landkreis, das Architektenbüro Wenning-Schröder und die Schulverwaltung das „Operationsbesteck“ beiseitegelegt und bei einer feierlichen Schlüsselübergabe präsentiert, in welchem Zustand „der Patient“ GBS ist.
Von einem „grünen Monster“ ist die Rede, das sich über vier Jahre in einen „stadtbildprägenden Bau“ verwandelt hat und mit „Chamäleonfassadenplatten“ aufwartet, die je nach Blickwinkel ihre Farbe zu ändern scheinen. An der Denekamper Straße sei eine „Visitenkarte“ entstanden, die sich mit Blick auf den nahen Bahnhof und den nahenden Wiederanschluss an den Schienenpersonennahverkehr sehen lassen kann, sagt Fietzek. Ästhetisch hat das Architekturbüro Wert darauf gelegt, dass Unterrichtsräume, Werkstätten und Cafeteria von außen optisch nicht zu unterscheiden und in der Hierarchie somit ebenbürtig sind. Diese „Einheitlichkeit“ verstehen die Architekten Hans Wenning und Bernd Schröder auch als Verweis auf das frühere Erscheinungsbild der GBS.
Bis auf offenliegende Rohrleitungen und Kabelstränge, die Betrachter derzeit noch an den Flurdecken erblicken können, ist die rund sechs Millionen Euro teure Sanierung abgeschlossen. Kosten- und Zeitplan hat das beauftragte Architektenbüro gemäß Fietzek eingehalten. Woran im Schulgebäude noch gearbeitet wird, ist die Sanierung der Brandschutzanlagen. Hier hat der Landkreis bereits rund 500.000 Euro investiert, weitere 300.000 Euro sollen folgen, um die Sanierung zu Ende zu bringen.
„Bei einer Schulsanierung geht es nicht nur um Fassaden und Gebäude, sondern auch um Ausstattung“, erklärte Landrat Friedrich Kethorn. Immerhin werde in den berufsbildenden Schulen die nächste Generation an qualifizierten Fachkräften für Industrie und Handwerk in der Grafschaft ausgebildet.
Die GBS unterrichten derzeit 1834 Schüler, verteilt auf 103 Klassen. Die Zahlen sind gegenüber dem vergangenen Schuljahr gestiegen. Mehrheitlich machen die Schüler eine duale Ausbildung.
Lernzentren für Schüler
Da die Schulverwaltung anlässlich der Schlüsselübergabe den kompletten Kreistag eingeladen hat, führte Schulleiter Holger de Vries die Politiker und Verwaltungsmitarbeiter in einem Rundgang durchs Haus. De Vries ist im August vergangenen Jahres inmitten der Baustelle zum Schulleiter bestellt worden. Er stellte den Kreistagsvertretern unter anderem sogenannte Lernzentren vor. Die Idee: Theorie- und Praxisräume sollen idealtypisch zusammengelegt – zumindest aber aneinander angebunden sein. In einer Zielvereinbarung mit der Niedersächsischen Landesschulbehörde schreiben die GBS von „realitätsbezogenen Erfahrungsräumen“. Unter anderem für den Bereich „Automatisierung“, indem die Schüler lernen, Programme für Werkzeugmaschinen zu schreiben, gibt es solche Räume bereits. Weitere sind geplant für die Kfz-Mechatroniker in den schuleigenen Werkstätten und für den Bereich Robotik. „Wir müssen aktuelle Technik in den Unterricht holen und die Schüler daran ausbilden“, sagt Schulleiter de Vries. Dazu sollen die Lernzentren beitragen.
Moderne Technik verbirgt sich aber auch in den „klassischen Klassenzimmern“. Eine sogenannte CO²-Ampel zeigt im jeweiligen Unterrichtsraum die Luftqualität an. Leuchtet sie grün, soll das heißen, die Schüler können konzentriert weiterarbeiten. Verschlechtert sich die Luftqualität zunehmend, schaltet die Ampel auf Gelb oder Rot und die Belüftungsanlage sorgt für Frischluft. Fenster müssen nicht mehr zwingend geöffnet werden – es sei denn, die Anlage erzeugt zu viel Lärm, beispielsweise während Klassenarbeiten, erklärte Architekt Hans Wenning.
Im nächsten Jahr wollen Kreisverwaltung und -politik ein Konzept zur Schulentwicklungsplanung erarbeiten. Ein externes Institut wird die kreiseigenen Schulen genauer unter die Lupe nehmen und soll den Landkreis dahingehend beraten, wie sich die Schülerzahlen in den kommenden zehn Jahren entwickeln werden. Damit verbunden ist die Frage nach Raumbedarf in den Schulen des Landkreises sowie nach weiteren notwendigen Sanierungsmaßnahmen.